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Lensbabies

Vor einigen Jahren erschien ein neuer Hersteller auf dem Markt für Objektive, der die Aufmerksamkeit der Fachwelt sofort auf sich zog. Wie so oft in der Geschichte machen aber nicht diejenigen von sich Reden, die dem vorherrschenden Trend folgen, sondern die neue Wege beschreiten. Die Idee von Lensbaby ist eigentlich einfach: durch Neigen der Frontlinse gegen die optische Achse lässt sich der Fokuspunkt an die relevante Stelle einer Aufnahme verschieben.

Muse, Control Freak und Composer

Die mittlerweile vierte Generation umfasst drei Modelle. Das Muse ist das kostengünstigste und besteht aus einem Kunststoffschlauch, der durch Verbiegen und Zusammendrücken in die richtige Position gebracht wird. Das Control Freak ist dem Muse vom Prinzip her ähnlich, verfügt aber über eine Feststellmöglichkeit und einen separaten Ring zum Fokussieren. Das Composer ist das erste Lensbaby mit einer neuen Konstruktion. Anstelle des Schlauchs wird die Optik durch ein Kugelgelenk geneigt. Die Fokussierung geschieht wie gewohnt über einen Fokusring.

Apropos Fokussierung. Die geschieht ausschließlich manuell. Ebenso manuell passiert der Wechsel der Blende. Die Lensbabies sind denkbar einfach gebaut. Das schließt den Verzicht auf eine – womöglich noch von der Kamera aus elektrisch verstellbaren – Irisblende ein. Stattdessen wird ein kleines Etui mit einem Satz von Blenden von f/2,8 bis f/22 in ganzen Blendenstufen mitgeliefert. Die Blenden werden einfach in die Optik eingelegt und dort von drei Magneten gehalten. Entfernt werden sie mit der „Aperture Wand”, einem Magneten am Etui. Die Offenblende – also bei keiner eingelegten Blendenscheibe – beträgt f/2. Alle diese Blenden sind kreisrund. Ein Garant für ein gleichmäßiges Bokeh. Natürlich muss man dabei berücksichtigen, dass die Blende immer wirkt, bei kleinen Blenden hat man also ein entsprechend dunkles Sucherbild.

Optiken

Eigentlich sind die Lensbabies der vierten Generation aber zunächst nur Objektivfassungen. Durch das als Lens-Swap bezeichnete System, einem Bajonettverschluss, lassen sich die Optiken austauschen. Lensbaby ist bemüht, die Möglichkeiten durch immer wieder neue Optiken zu erweitern. Als herkömmliche Optiken können vielleicht noch die ein- und zweilinsigen Glasoptiken bezeichnet werden. Aber schon die aus einer Kunststofflinse bestehende Optik erzeugt Aufnahmen, die stark in Richtung Lomo oder Holga (sic!) gehen. Ganz speziell wird's dann mit der Lochblenden-/Zonenplattenoptik. Zuletzt ist auch noch eine 12mm-Fischaugenoptik mit einem Bildwinkel von 160° erschienen.

Wem das noch nicht ausreicht, der kann die Optiken – mit Ausnahme des Fischauges - auch noch mit zwei verschiedenen Nahlinsen für die Makrofotografie, einem 21mm-Superweitwinkel-, 30mm-Weitwinkel- oder einem 80-mm-Telekonverter erweitern.

Double Glass Optic

Die zweilinsige Optik, die sich im Lieferumfang des Composer und des Control Freak befindet, ist sicherlich für den Einstieg die beste Wahl, da sie von der Abbildungsqualität „normalen” Objektiven am nächsten kommt.

Superweitwinkelkonverter

Mit dem Superweitwinkelkonverter erhält man eine Brennweite von 21mm. Bei dieser Brennweite ist der Bildkreis des Composers an einer Kamera mit 35mm Sensordiagonale erschöpft. Schon kleinste Verschiebungen reichen aus, um starke Vignettierungen zu erhalten. Außerdem treten sehr starke Farbsäume auf.

Fotografieren mit dem Lensbaby

Als ich mit der Fotografie begonnen habe, habe ich jede Menge Dinge gesehen, die ich gerne fotografieren wollte. Die Ernüchterung machte sich schnell breit. Die von Rand zu Rand scharfen Aufnahmen enthielten oftmals störende Details oder das eigentliche Motiv verschwand in der Bedeutungslosigkeit. An dieser Stelle muss ich den Vorwürfen an Digitalfotografen stattgeben, sie würden sich nicht mehr ausreichend Gedanken über ein Motiv machen. Mit einem Lensbaby hingegen sieht die Sache gewaltig anders aus. Das Detail wird scharfgestellt, der Rest verschindet in der Unschärfe. Fertig! Das Fotografieren mit einem Lensbaby entspricht viel mehr dem menschlichen Sehen als mit einem herkömmlichen Objektiv mit großer Tiefenschärfe, ist intuitiver und spontaner.

Es mag sein, dass Autofokusverwöhnte sich erst an das manuelle Fokussieren gewöhnen müssen. Das ist aber meiner Meinung nach eine Mühe, die sich lohnt. Die Offenblende von f/2 lässt Aufnahmen auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch zu, stellt aber auch eine Herausforderung an die Fokussierung.

Fazit

Die Fotografie mit dem Lensbaby ist einfach ein großer Spaß. In meiner mittlerweile recht ansehnlichen Sammlung gibt es kein anderes Objektiv, mit dem ich von Beginn an wusste, was ich damit anzustellen habe.

Optische Fehler verzeiht man dem Lensbaby gerne oder wünscht sie sich sogar herbei. Die spontane Fotografie fernab der Perfektion von Stativaufnahmen mit kleinen Blenden kann ein regelrechter Befreiungsschlag sein, wenn man damit nicht weiterkommt.

Für den Preis eines Lensbabies bekommt man kaum ein anderes ernsthaftes Objektiv. Die kreativen Möglichkeiten selbst der Grundausstattung sind schon gewaltig. Und dann gibt es ja auch noch jede Menge relativ kostengünstiges Zubehör, mit dem man sein Lensbaby aufpeppen kann.

Beispielaufnahmen

Alle Aufnahmen mit einem Composer und soweit nicht anders vermerkt an einer Canon EOS 5D. Weitere Aufnahmen folgen.